Das Festival der Vorgärten verwandelt private Vorgärten in Bühnen für Begegnungen und kreativen Austausch. Anwohnende und Kunstschaffende gestalten gemeinsam temporäre Kunstwerke und Performances, die Kunst und gelebte Alltagskultur miteinander verbinden.
Im Zusammenspiel von professioneller Kunst und Volkskultur entsteht Raum für spontane Dialoge und unerwartete Perspektiven. Diese besondere Form der Zusammenarbeit wird möglich, weil Hausbesitzende ihre Vorgärten öffnen und das Publikum die Quartierstraßen in lebendige Tribünen verwandelt.
Der Thurgau bietet den idealen Rahmen für das Festival, denn hier ist die Wohnform des Einfamilienhauses am verbreitetsten in der ganzen Schweiz. Vorgärten sind Teil des Alltags und bieten eine einzigartige Gelegenheit, die Grenze zwischen Privatem und Öffentlichem auf spielerische Weise neu zu verhandeln. Gleichzeitig spiegelt die Region mit ihren lebendigen Nachbarschaften und ihrer Offenheit für neue Ideen den Geist des Festivals wider.
Arbon, Bergliquartier
Ein historisch gewachsenes Quartier auf einer leichten Anhöhe über dem Bodensee, geprägt von einer Mischung aus älteren und neueren Einfamilienhäusern. Die ersten Häuser wurden 1921 für Angestellte der Industriebetriebe errichtet.
Weinfelden, Südquartier
Ein weitläufiges, ehemals industriell geprägtes Quartier mit guter Infrastruktur und einem wachsenden urbanen Charakter. Hier treffen lokale Identität und städtische Dynamik aufeinander, direkt vor der Haustür des SBB-Bahnhofs Weinfelden.
Warth, In der Breite
Eine kleine Wohngemeinde mit einer spannenden Mischung aus ländlichem Charme und kultureller Strahlkraft, beeindruckender Fernsicht auf die Alpen, bekannt durch die Kartause Ittingen und das Kunstmuseum Thurgau — und gut erreichbar mit dem Postauto.
An jedem Wochenende reisen sechs Kulturschaffende an, erkunden das Quartier und entwickeln in Zusammenarbeit mit den Anwohnenden ihre Performances. Das Festival versteht sich als eine Art ortsspezifischer Jam, bei dem Kunst und Alltag improvisierend aufeinandertreffen. Die eingeladenen Kunstschaffenden bringen ihre tänzerischen, performativen, musikalischen oder literarischen Erfahrungen ein und lassen diese in einem besonderen sozialen Kontext lebendig werden. Die Vorgärten bieten die Bühne, das Quartier wird zum Resonanzraum, und das Wochenende schafft den konzentrierten Rahmen für diese künstlerische Begegnung.
Die Veranstaltungsformate sind bewusst niederschwellig gestaltet, um Menschen aller Altersgruppen und Hintergründe einzubeziehen. Das Publikum trifft sich im Festivalzentrum und wird von einer lokalen Person durch das Quartier zu den Performances in den Vorgärten begleitet. In jedem Quartier gibt es eine Primetime am Samstagabend und eine Matinée am Sonntagmittag. Ob als Zuschauerinnen, Mitwirkende oder Gastgeberinnen — das Festival bietet Raum für alle.
Das Festival setzt auf lokale Ressourcen: Materialen stammen aus den Quartieren und kehren nach den Aufführungen dorthin zurück. Für Anreisen werden öffentliche Verkehrsmittel empfohlen, da die Quartiere kaum Parkplätze bieten. Mit diesen Maßnahmen wird das Festival ökologisch und sozial nachhaltig gestaltet.
Das Festival der Vorgärten bietet einen neuen Zugang zu zeitgenössischer Kunst und ermöglicht Begegnungen, die im Alltag selten sind. Vorgärten, als symbolische Schnittstellen zwischen Privatem und Öffentlichem, werden zu Orten der Kreativität, der Kooperation und des gemeinsamen Erlebens.
Das Festival der Vorgärten wurde im Rahmen des Projekt-Wettbewerbs «Ratartouille» der Thurgauer Kulturstiftung initiiert und wird von den Kunstschaffenden San Keller und Anna von Siebenthal organisiert. Das Projekt wird von der Thurgauer Kulturstiftung sowie weiteren Partnern und Förderstellen unterstützt, die das Festival möglich machen.
Doch das Festival lebt vor allem von den Bewohnenden! Ihre Offenheit, Gastfreundschaft und Begeisterung für die Kunst machen jeden Vorgarten zu einer einzigartigen Bühne und schaffen einen Raum für Begegnungen, die das Quartier bereichern.
Das Festival der Vorgärten versteht sich als eine Art ortsspezifischer Jam, bei dem Kunst und Alltag improvisierend aufeinandertreffen. Die eingeladenen Kunstschaffenden bringen ihr individuelles Instrumentarium — sei es tänzerische, performative, musikalische oder literarische Erfahrung — mit und lassen es in diesem einzigartigen sozialen Kontext «klingen». Der zeitliche und räumliche Rahmen ist dabei bewusst klar definiert: Die Vorgärten bieten die Bühne, das Quartier den Resonanzraum, und das Wochenende den konzentrierten Zeitraum für die künstlerische Begegnung.
Wie bei einem Jam bleibt die genaue Ausgestaltung bis zuletzt offen. Die Bewohnenden werden bereits im Januar über das Festival informiert, doch was genau in «ihrem» Quartier entstehen wird, entscheidet sich erst vor Ort. In den wenigen Tagen vor den Auftritten treffen die Kunstschaffenden auf die Anwohnenden und entwickeln gemeinsam spontane, ortsspezifische Formate, die den Charakter des Quartiers aufnehmen und auf spielerische Weise reflektieren.
Dieser prozesshafte Ansatz spiegelt die Unvorhersehbarkeit und Dynamik des Lebens wider — ähnlich wie das Wetter, das ebenfalls nicht vollständig vorhergesagt werden kann, aber den Ton und die Stimmung des Festivals entscheidend beeinflusst. Die entstehenden Performances sind daher nicht nur Kunstwerke, sondern auch Momentaufnahmen eines kollektiven Dialogs, die den sozialen und kulturellen Kontext des Quartiers hör- und sichtbar machen.
Das Festival schafft so einen Raum für kreatives Experimentieren und den Austausch zwischen professionellen Kunstschaffenden und Laien. Diese Zusammenarbeit führt zu einem einmaligen «Klang» des Quartiers, der durch die Begegnung von privaten und öffentlichen Räumen, von Kunst und Alltag, zum Leben erweckt wird.
Das Festival der Vorgärten bringt professionelle Kunstschaffende in Dialog mit einem Raum, der bereits eine starke individuelle Handschrift trägt: dem Vorgarten. Dieser Ort, der traditionell als Repräsentationsfläche zur Straße hin gestaltet wird, ist Ausdruck persönlicher Identität und gesellschaftlicher Stellung. Hier zeigt sich der Haushalt von seiner besten Seite — sei es durch akkurat gestutzte Buchshecken, saisonale Dekorationen oder architektonische Akzente. Im Thurgau, dessen Gesellschaft historisch stark rural geprägt war, entwickelte sich der Vorgarten aus dem funktionalen Bauerngarten, der einst sowohl repräsentierte als auch verpflegte. Heute steht er als Symbol für die Individualisierung, eine subtile Bühne für die Selbstinszenierung der Kernfamilie.
In diesem performativen Gestaltungsraum trifft die individuelle Autorenschaft der Bewohnenden — oft liebevoll, manchmal eigenwillig inszeniert — auf die künstlerische Autorenschaft der eingeladenen Kunstschaffenden. Diese bringen nicht nur ihre professionelle Expertise, sondern auch ihre eigene Identität und, nicht selten, eine Prise künstlerischer Eitelkeit mit. Das Aufeinandertreffen von privater Identität und künstlerischer Selbstbehauptung eröffnet ein Spannungsfeld, das von leiser Ironie durchzogen ist: Während der Vorgarten als individuell gestalteter Raum die Authentizität und Originalität seiner Besitzer*innen verkörpern will, reflektieren die künstlerischen Interventionen genau diese Inszenierung — mal wertschätzend, mal spielerisch, mal kritisch.
Der Vorgarten wird so zu einem Ort des Dialogs und der Resonanz. Was geschieht, wenn zwei Formen der Selbstinszenierung — die künstlerische und die alltägliche — aufeinander treffen? Wie klingt der Vorgarten, wenn er sowohl von Pflanzen, saisonalen Akzenten und architektonischen Entscheidungen geprägt wird als auch von der ästhetischen Handschrift professioneller Kunstschaffender? Genau diese Fragen machen das Festival zu einem so besonderen Erlebnis: Es beleuchtet die sozialen und kulturellen Dynamiken dieses alltäglichen Raumes und hinterfragt mit einem Augenzwinkern die Bedeutung von Individualität und Öffentlichkeit.
Der Vorgarten wird damit nicht nur zur Bühne, sondern auch zum Spiegel — für die Kunstschaffenden, die Bewohnenden und das Publikum gleichermaßen.
Das Festival der Vorgärten ist mehr als nur ein kulturelles Ereignis — es ist eine Methode, die den Dialog zwischen Kunst, Raum, Gemeinschaft und Ressourcen fördert. Als Initiator dieses Formats sehe ich meine Rolle darin, nicht nur das Festival zu gestalten und zu organisieren, sondern auch eine Blaupause für zukünftige Ausgaben zu entwickeln. Die Ausgabe im Thurgau verstehe ich dabei als Pilotprojekt: ein Experiment, das getestet, reflektiert und präzise dokumentiert wird, um klare und übertragbare Spielregeln zu schaffen.
Diese «Spielanleitung» soll nicht nur den sozialen und räumlichen Kontext berücksichtigen, sondern auch die finanziellen Mittel, die für die Durchführung erforderlich sind. Vorgärten mögen auf den ersten Blick klein und zugänglich wirken, doch ihre Transformation zu Bühnen für Kunst setzt eine kluge und nachhaltige Nutzung von Ressourcen voraus. Ziel ist es, das Festival so zu gestalten, dass es sich mit überschaubaren Mitteln umsetzen lässt, ohne an künstlerischer Qualität oder sozialem Mehrwert einzubüßen.
Der Fokus auf diesen Aspekt macht die Thurgauer Ausgabe besonders wichtig. Sie dient nicht nur als künstlerisches Experiment, sondern auch als Testlauf, um herauszufinden, wie ein Festival dieser Art effizient und nachhaltig gestaltet werden kann. Dabei lege ich besonderen Wert auf die Beobachtung und Dokumentation: Der Journalist und Musiker Andrin Uetz begleitet das Festival, führt Gespräche mit Beteiligten und hält die Erfahrungen schriftlich fest, während der Fotograf Leon Faust sowohl die Performances als auch die alltäglichen Begegnungen dokumentiert.
Diese Beobachtungen fließen in eine präzise «Spielanleitung» ein, die einfach, flexibel und anpassbar ist. Sie soll es ermöglichen, das Format in unterschiedlichen Kontexten — sei es in ländlichen, urbanen oder finanziell unterschiedlich ausgestatteten Quartieren — zu adaptieren. Die klare Struktur des Festivals — ein Wochenende, ein Quartier, ein Vorgarten — gibt dabei den Rahmen vor, während die improvisative und ortsspezifische Gestaltung genug Raum für lokale Besonderheiten und Ressourcen lässt.
Mein Ziel ist es, das Festival der Vorgärten nicht auf Dauer selbst zu veranstalten, sondern eine nachhaltige Grundlage zu schaffen, die es anderen ermöglicht, dieses Format eigenständig weiterzuführen. Das Festival bleibt damit eine Einladung, ein Fest der Kunst und Gemeinschaft zu gestalten, das die kreativen Potenziale des Alltags feiert und den Dialog zwischen Privatem und Öffentlichem reflektiert — mit einem besonderen Augenmerk darauf, wie soziale, räumliche und finanzielle Bedingungen kreativ genutzt werden können.
→ DOWNLOAD Presse-Dossier
Das Festival der Vorgärten verwandelt private Vorgärten in Bühnen für Begegnungen und kreativen Austausch. Anwohnende und Kunstschaffende gestalten gemeinsam temporäre Kunstwerke und Performances, die Kunst und gelebte Alltagskultur miteinander verbinden.
Im Zusammenspiel von professioneller Kunst und Volkskultur entsteht Raum für spontane Dialoge und unerwartete Perspektiven. Diese besondere Form der Zusammenarbeit wird möglich, weil Hausbesitzende ihre Vorgärten öffnen und das Publikum die Quartierstraßen in lebendige Tribünen verwandelt.
Der Thurgau bietet den idealen Rahmen für das Festival, denn hier ist die Wohnform des Einfamilienhauses am verbreitetsten in der ganzen Schweiz. Vorgärten sind Teil des Alltags und bieten eine einzigartige Gelegenheit, die Grenze zwischen Privatem und Öffentlichem auf spielerische Weise neu zu verhandeln. Gleichzeitig spiegelt die Region mit ihren lebendigen Nachbarschaften und ihrer Offenheit für neue Ideen den Geist des Festivals wider.
Arbon, Bergliquartier
Ein historisch gewachsenes Quartier auf einer leichten Anhöhe über dem Bodensee, geprägt von einer Mischung aus älteren und neueren Einfamilienhäusern. Die ersten Häuser wurden 1921 für Angestellte der Industriebetriebe errichtet.
Weinfelden, Südquartier
Ein weitläufiges, ehemals industriell geprägtes Quartier mit guter Infrastruktur und einem wachsenden urbanen Charakter. Hier treffen lokale Identität und städtische Dynamik aufeinander, direkt vor der Haustür des SBB-Bahnhofs Weinfelden.
Warth, In der Breite
Eine kleine Wohngemeinde mit einer spannenden Mischung aus ländlichem Charme und kultureller Strahlkraft, beeindruckender Fernsicht auf die Alpen, bekannt durch die Kartause Ittingen und das Kunstmuseum Thurgau — und gut erreichbar mit dem Postauto.
An jedem Wochenende reisen sechs Kulturschaffende an, erkunden das Quartier und entwickeln in Zusammenarbeit mit den Anwohnenden ihre Performances. Das Festival versteht sich als eine Art ortsspezifischer Jam, bei dem Kunst und Alltag improvisierend aufeinandertreffen. Die eingeladenen Kunstschaffenden bringen ihre tänzerischen, performativen, musikalischen oder literarischen Erfahrungen ein und lassen diese in einem besonderen sozialen Kontext lebendig werden. Die Vorgärten bieten die Bühne, das Quartier wird zum Resonanzraum, und das Wochenende schafft den konzentrierten Rahmen für diese künstlerische Begegnung.
Die Veranstaltungsformate sind bewusst niederschwellig gestaltet, um Menschen aller Altersgruppen und Hintergründe einzubeziehen. Das Publikum trifft sich im Festivalzentrum und wird von einer lokalen Person durch das Quartier zu den Performances in den Vorgärten begleitet. In jedem Quartier gibt es eine Primetime am Samstagabend und eine Matinée am Sonntagmittag. Ob als Zuschauerinnen, Mitwirkende oder Gastgeberinnen — das Festival bietet Raum für alle.
Das Festival setzt auf lokale Ressourcen: Materialen stammen aus den Quartieren und kehren nach den Aufführungen dorthin zurück. Für Anreisen werden öffentliche Verkehrsmittel empfohlen, da die Quartiere kaum Parkplätze bieten. Mit diesen Maßnahmen wird das Festival ökologisch und sozial nachhaltig gestaltet.
Das Festival der Vorgärten bietet einen neuen Zugang zu zeitgenössischer Kunst und ermöglicht Begegnungen, die im Alltag selten sind. Vorgärten, als symbolische Schnittstellen zwischen Privatem und Öffentlichem, werden zu Orten der Kreativität, der Kooperation und des gemeinsamen Erlebens.
Das Festival der Vorgärten wurde im Rahmen des Projekt-Wettbewerbs «Ratartouille» der Thurgauer Kulturstiftung initiiert und wird von den Kunstschaffenden San Keller und Anna von Siebenthal organisiert. Das Projekt wird von der Thurgauer Kulturstiftung sowie weiteren Partnern und Förderstellen unterstützt, die das Festival möglich machen.
Doch das Festival lebt vor allem von den Bewohnenden! Ihre Offenheit, Gastfreundschaft und Begeisterung für die Kunst machen jeden Vorgarten zu einer einzigartigen Bühne und schaffen einen Raum für Begegnungen, die das Quartier bereichern.
Das Festival der Vorgärten versteht sich als eine Art ortsspezifischer Jam, bei dem Kunst und Alltag improvisierend aufeinandertreffen. Die eingeladenen Kunstschaffenden bringen ihr individuelles Instrumentarium — sei es tänzerische, performative, musikalische oder literarische Erfahrung — mit und lassen es in diesem einzigartigen sozialen Kontext «klingen». Der zeitliche und räumliche Rahmen ist dabei bewusst klar definiert: Die Vorgärten bieten die Bühne, das Quartier den Resonanzraum, und das Wochenende den konzentrierten Zeitraum für die künstlerische Begegnung.
Wie bei einem Jam bleibt die genaue Ausgestaltung bis zuletzt offen. Die Bewohnenden werden bereits im Januar über das Festival informiert, doch was genau in «ihrem» Quartier entstehen wird, entscheidet sich erst vor Ort. In den wenigen Tagen vor den Auftritten treffen die Kunstschaffenden auf die Anwohnenden und entwickeln gemeinsam spontane, ortsspezifische Formate, die den Charakter des Quartiers aufnehmen und auf spielerische Weise reflektieren.
Dieser prozesshafte Ansatz spiegelt die Unvorhersehbarkeit und Dynamik des Lebens wider — ähnlich wie das Wetter, das ebenfalls nicht vollständig vorhergesagt werden kann, aber den Ton und die Stimmung des Festivals entscheidend beeinflusst. Die entstehenden Performances sind daher nicht nur Kunstwerke, sondern auch Momentaufnahmen eines kollektiven Dialogs, die den sozialen und kulturellen Kontext des Quartiers hör- und sichtbar machen.
Das Festival schafft so einen Raum für kreatives Experimentieren und den Austausch zwischen professionellen Kunstschaffenden und Laien. Diese Zusammenarbeit führt zu einem einmaligen «Klang» des Quartiers, der durch die Begegnung von privaten und öffentlichen Räumen, von Kunst und Alltag, zum Leben erweckt wird.
Das Festival der Vorgärten bringt professionelle Kunstschaffende in Dialog mit einem Raum, der bereits eine starke individuelle Handschrift trägt: dem Vorgarten. Dieser Ort, der traditionell als Repräsentationsfläche zur Straße hin gestaltet wird, ist Ausdruck persönlicher Identität und gesellschaftlicher Stellung. Hier zeigt sich der Haushalt von seiner besten Seite — sei es durch akkurat gestutzte Buchshecken, saisonale Dekorationen oder architektonische Akzente. Im Thurgau, dessen Gesellschaft historisch stark rural geprägt war, entwickelte sich der Vorgarten aus dem funktionalen Bauerngarten, der einst sowohl repräsentierte als auch verpflegte. Heute steht er als Symbol für die Individualisierung, eine subtile Bühne für die Selbstinszenierung der Kernfamilie.
In diesem performativen Gestaltungsraum trifft die individuelle Autorenschaft der Bewohnenden — oft liebevoll, manchmal eigenwillig inszeniert — auf die künstlerische Autorenschaft der eingeladenen Kunstschaffenden. Diese bringen nicht nur ihre professionelle Expertise, sondern auch ihre eigene Identität und, nicht selten, eine Prise künstlerischer Eitelkeit mit. Das Aufeinandertreffen von privater Identität und künstlerischer Selbstbehauptung eröffnet ein Spannungsfeld, das von leiser Ironie durchzogen ist: Während der Vorgarten als individuell gestalteter Raum die Authentizität und Originalität seiner Besitzer*innen verkörpern will, reflektieren die künstlerischen Interventionen genau diese Inszenierung — mal wertschätzend, mal spielerisch, mal kritisch.
Der Vorgarten wird so zu einem Ort des Dialogs und der Resonanz. Was geschieht, wenn zwei Formen der Selbstinszenierung — die künstlerische und die alltägliche — aufeinander treffen? Wie klingt der Vorgarten, wenn er sowohl von Pflanzen, saisonalen Akzenten und architektonischen Entscheidungen geprägt wird als auch von der ästhetischen Handschrift professioneller Kunstschaffender? Genau diese Fragen machen das Festival zu einem so besonderen Erlebnis: Es beleuchtet die sozialen und kulturellen Dynamiken dieses alltäglichen Raumes und hinterfragt mit einem Augenzwinkern die Bedeutung von Individualität und Öffentlichkeit.
Der Vorgarten wird damit nicht nur zur Bühne, sondern auch zum Spiegel — für die Kunstschaffenden, die Bewohnenden und das Publikum gleichermaßen.
Das Festival der Vorgärten ist mehr als nur ein kulturelles Ereignis — es ist eine Methode, die den Dialog zwischen Kunst, Raum, Gemeinschaft und Ressourcen fördert. Als Initiator dieses Formats sehe ich meine Rolle darin, nicht nur das Festival zu gestalten und zu organisieren, sondern auch eine Blaupause für zukünftige Ausgaben zu entwickeln. Die Ausgabe im Thurgau verstehe ich dabei als Pilotprojekt: ein Experiment, das getestet, reflektiert und präzise dokumentiert wird, um klare und übertragbare Spielregeln zu schaffen.
Diese «Spielanleitung» soll nicht nur den sozialen und räumlichen Kontext berücksichtigen, sondern auch die finanziellen Mittel, die für die Durchführung erforderlich sind. Vorgärten mögen auf den ersten Blick klein und zugänglich wirken, doch ihre Transformation zu Bühnen für Kunst setzt eine kluge und nachhaltige Nutzung von Ressourcen voraus. Ziel ist es, das Festival so zu gestalten, dass es sich mit überschaubaren Mitteln umsetzen lässt, ohne an künstlerischer Qualität oder sozialem Mehrwert einzubüßen.
Der Fokus auf diesen Aspekt macht die Thurgauer Ausgabe besonders wichtig. Sie dient nicht nur als künstlerisches Experiment, sondern auch als Testlauf, um herauszufinden, wie ein Festival dieser Art effizient und nachhaltig gestaltet werden kann. Dabei lege ich besonderen Wert auf die Beobachtung und Dokumentation: Der Journalist und Musiker Andrin Uetz begleitet das Festival, führt Gespräche mit Beteiligten und hält die Erfahrungen schriftlich fest, während der Fotograf Leon Faust sowohl die Performances als auch die alltäglichen Begegnungen dokumentiert.
Diese Beobachtungen fließen in eine präzise «Spielanleitung» ein, die einfach, flexibel und anpassbar ist. Sie soll es ermöglichen, das Format in unterschiedlichen Kontexten — sei es in ländlichen, urbanen oder finanziell unterschiedlich ausgestatteten Quartieren — zu adaptieren. Die klare Struktur des Festivals — ein Wochenende, ein Quartier, ein Vorgarten — gibt dabei den Rahmen vor, während die improvisative und ortsspezifische Gestaltung genug Raum für lokale Besonderheiten und Ressourcen lässt.
Mein Ziel ist es, das Festival der Vorgärten nicht auf Dauer selbst zu veranstalten, sondern eine nachhaltige Grundlage zu schaffen, die es anderen ermöglicht, dieses Format eigenständig weiterzuführen. Das Festival bleibt damit eine Einladung, ein Fest der Kunst und Gemeinschaft zu gestalten, das die kreativen Potenziale des Alltags feiert und den Dialog zwischen Privatem und Öffentlichem reflektiert — mit einem besonderen Augenmerk darauf, wie soziale, räumliche und finanzielle Bedingungen kreativ genutzt werden können.
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